Haupthaus
Innenausstattung
Die kunsthistorische Bedeutung des Denkmals liegt in der aus der Barockzeit stammenden Innenausstattung. Die repräsentativen Räume, nach französchem Vorbild des Maison de Plaisance in einer Flucht angelegt, sind mit Dekorationsmalereien geschmückt.
Sie zeigen imaginäre Ausblicke in arkadische Landschaften, Reproduktionen berühmter Gemälde Watteaus und antiker Skulpturen, angefertigt nach Vorlagen französischer Reproduktionsstiche des 17. Jahrhunderts. Mehrere der kopierten Gemälde befanden sich in Privatsammlungen u.a. der Pariser Collection des Grafen de Vence. Die Kopien der Antiken Bildhauerkunst entstanden nach Vorlagen bedeutender Kupferstecher (Robert Strange, Pietro Santo Bartoli, Richard Collin).
Die Auswahl der kopierten Vorbilder aus den damals bekanntesten Kunstsammlungen Europas verdeutlicht klassische Bildung und beansprucht, absolut auf der Höhe des höfisch geprägten Zeitgeschmacks zu sein.Wie in barocken Kunstkabinetten sind die reproduzierten Bilder stimmig in das Raumkonzept integriert, jedoch nicht als einzeln gehängte Kopien. Vielmehr werden die ausgewählten Bilder mit gemalten Rahmen und dem Randdekor zu einer fiktiven Bildergalerie zusammengefügt. Herr Prof. Peter Stephan sieht darin ein „geistreiches Changieren zwischen verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit“.
Mit großzügiger finanzieller Unterstützung durch die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz verwaltete G. & H. Murrmann-Stiftung wurde 2017 damit begonnen, die über Jahrzehnte ausgelagerten Leinwände wieder in den ursprünglichen Kontext der Raumausstattung zurück zu führen. Das Schiffszimmer mit seiner vollständig wiederhergestellten Originalausstattung ist der Beginn. 2020 so hoffen wir, werden die Arbeiten im „Landschaftszimmer“ fortgesetzt.
Bibliothek
Die Bibliothek wurde 1772 im rechten Winkel zur hofseitigen Fassade an das Haupthaus angebaut. Der pavillonartige Bau begrenzt die vorgelagerte Terasse. Über der Eingangstür sind die Allianzwappen der Familien von Wilcke und von Wurmb eingelassen.
Im Inneren waren ursprünglich sämtliche Wände oberhalb der umlaufenden Holzpaneele mit bemalten Leinwänden bespannt, sodass die Funktion als Aufbewahrungsort von Büchern nicht sichtbar war. Von den beiden an den gegenüberliegenden Wänden angebrachten Bildern wird eines seit 1984 vermisst. Dadurch ist der Raumeindruck mit Bezug der Bilder zur antiken Mythologie empfindlich gestört. Nach Prof. Stephan sind die Gemälde und die gemalten Statuen dem Bildprogramm des Belvederehofs im Vatikan entlehnt. Die idealisierten Darstellungen römischer Landschaften zwischen den Fenstern vermitteln den Eindruck eines Gartenraumes, während sich die Bilder und Statuen auf den damals noch präsenten klassischen Bildungskanon beziehen. Der Anbau ist damit sowohl Studienort wie Übergang vom Inneren, von den repräsentativen Räumen des Hauptgebäudes nach Aussen über die Terasse zum Wirtschaftshof, zum sich daran anschließenden Park und schließlich „in die freie Natur“.